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Balsam auf die geschundene Fan-Seele

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Mit einem Derbysieg beendete der VfL gestern Abend die Reihe von Testspielen. Mit 2:1 wurde der große Nachbar Borussia Dortmund besiegt. Aber: „Es ist zu früh, um Hosianna zu rufen!“

 

Balsam auf die geschundene Fan-Seele – Aber: „Es ist zu früh, um Hosianna zu rufen“

Mit einem Derbysieg beendete der VfL gestern Abend die Reihe von Testspielen. Mit 2:1 wurde der große Nachbar Borussia Dortmund besiegt. Der VfL bewies in der Defensive eine ungewohnte Stabilität und zeigte in Ansätzen, wozu er in der Offensive in der Lage ist. Bevor es ab nächster Woche wieder um Punkte in Liga 2 gehen wird, stellte der Vergleich mit dem BVB eine willkommene Abwechslung dar und machte richtig Lust auf die neue Saison.

VfL-Coach Gertjan Verbeek hatte eine Elf aufs Feld geschickt, die in dieser Konstellation auch in Paderborn auflaufen könnte. Im Tor stand zunächst Andreas Luthe, der 45 Minuten lang eine exzellente Leistung zeigte und sich keinerlei Unsicherheiten leistete. Selbst bei Rückpässen, ansonsten Luthes Archillesferse, blieb er cool und traf die richtigen Entscheidungen.

Auf der linken Abwehrseite startete Neuzugang Giliano Wijnaldum. Der junge Holländer zeigte, warum er im Kampf um den Stammplatz Timo Perthel das Leben schwer macht. Defensiv sicher und mit gelegentlichen Vorstößen machte Wijnaldum richtig Spaß. Seine Einwürfe sind ein weiterer Pluspunkt.

Die 28.000 Zuschauer im ausverkauften rewirpowerStadion sahen 15 Minuten lang eine ausgeglichene Partie ohne jede Torchance. Doch dann legte der BVB los und hatte in Minute 17 gleich zwei sehr gute Möglichkeit, um in Führung zu gehen. Ein abgefälschter Schuss von Gündogan landete an der Latte und den 20m-Schuss von Mkhitaryan konnte Luthe entschärfen. Der VfL kam in dieser Phase kaum über die Mittellinie. Insbesondere die Außenverteidiger Schmelzer und Pisczek brachten die VfL-Abwehr mit ihren Vorstößen immer wieder in Verlegenheit. Ein Tor des BVB lag in der Luft.

Umso überraschender fiel jedoch die Führung des VfL. Mkhitaryan hatte den Ball in der eigenen Hälfte an Tim Hoogland verloren, Simon Terodde spielte den einfachen Ball und Marco Terrazino stand plötzlich frei vor Bürki. Das Stadion glich einem Tollhaus! So ist Fußball: der BVB bestimmte das Spiel, hatte Chancen über Chancen, aber der VfL lag mit 1:0 vorne.

Zur zweiten Hälfte brachte Verbeek dann Manuel Riemann, Timo Perthel und Michael Gregoritsch. Riemann stand auch direkt im Fokus. Zuerst reagierte er großartig gegen Aubameyangs Schuss aus kürzester Entfernung, dann war er bei Hofmanns Knaller zur Stelle und klärte zur Ecke. Riemann überzeugte zudem mit präzisen Abschlägen und Abstößen, war sicher bei Flanken und Ecken und ließ mit einem feinen Hackentrick Aubameyang aussteigen. Das Duell Luthe gegen Riemann endete Unentschieden; beide Keeper zeigten eine hervorragende Leistung. Verbeek hat nun die Qual der Wahl…

Ein weiterer Lichtblick an diesem erfreulichen Abend war der Auftritt von Neuzugang Tim Hoogland. Im Zusammenspiel mit Anthony Losilla scheint er eine Bank auf der Doppelsechs zu sein. Hoogland und Losilla stellten sich den zahlreichen Angriffen der Dortmunder in den Weg und sorgten dafür, dass die Abwehr stabil stand. Hoogland macht Hoffnung, dass der VfL endlich wieder einen Spieler in seinen Reihen hat, der es verdient, 13 Jahre nach dem Karriereende von Thomas Stickroth die Rückennummer 2 zu tragen. Seine starke Leistung krönte Hoogland in der 59. Minute mit einem Kracher in den Winkel.

Nach einer Stunde wechselte der BVB sage und schreibe acht Spieler aus und spielte fortan mit der vermeintlich zweiten Garde. Der VfL kam mit der Führung im Rücken besser ins Spiel und erarbeitete sich weitere Torchancen. Die Abwehr stand auch gegen die Angriffsbemühungen der neuen BVB-Mannschaft stabil und erlaubte lediglich den 1:2-Anschlusstreffer durch Dudziak in der 81. Minute.

Besonders bemerkenswert ist auch, dass der VfL über 90 Minuten richtig gefordert wurde und permanent in Bewegung bleiben musste. Trotzdem waren keine Ermüdungserscheinungen zu erkennen; man kämpfte und rannte bis zum Schlusspfiff und hielt dem Erstligisten stand. Physisch sind Verbeeks Mannen offensichtlich startklar für den Ligabetrieb.

Am Ende bleibt eine gute Leistung des VfL und der Derbysieg gegen Borussia Dortmund. Gertjan Verbeek wollte dieses Ergebnis jedoch nicht überbewerten: „Ich glaube, dass der Weg, den wir eingeschlagen haben, der richtige Weg für den VfL ist. Aber es ist zu früh, um Hosianna zu rufen! Testspiele sagen nichts aus.“ Aber so ein Derbysieg macht richtig Bock auf Bundesliga…