Nahaufnahme Teil 3: die Außenverteidiger
Dass der VfL in den bisherigen 19 Spielen nur 18 Gegentore hinnehmen musste, ist nicht nur den Torhütern und der Innenverteidigung geschuldet, sondern auch der konstant starken Leistungen der Außenverteidiger. Tobias Wagner (Blau-weiße Taktikecke) beschäftigt sich mit deren taktischen Aufgaben und benötigten Fähigkeiten. Stephan Kottkamp (Castroper Straße 145) und Tom MacGregor (Commando Bochum) nehmen Perthel und Co. genauer unter die Lupe.
Viel zu tun von Tobias Wagner
Verbeeks Grundformation zeichnet sich durch eine Diagonalisierung des gängigen 4-2-3-1-Systems aus. Konkret wird eine leichte Rotation im Uhrzeigersinn durchgeführt. Diese Rotation führt dazu, dass die jeweils gegenüberliegenden Positionen (Innen- und Außenverteidiger, Sechser sowie die offensiven Flügelspieler) asymmetrisch interpretiert werden, was aus dem ursprünglich klaren 4-2-3-1 in Ballbesitz 3-1-4-2/3-4-2-1 macht. Die Verschiebung der tiefen Positionen sorgt für eine Überladung der linken Seite im Aufbauspiel. Es entstehen insbesondere für die Außenverteidiger spezielle Rollen und Positionsprofile, die erstaunlich gut auf das aktuelle Personal passen.
Die Außenverteidiger kommen beim VfL auf die meisten Ballkontakte pro Spiel. Sie sind somit die eigentlichen Spielmacher, jedoch in unterschiedlichen Höhen und Ausrichtungen. Der linke Außenverteidiger steht deutlich höher, näher an der Außenlinie und wird von vielen Mitspielern unterstützt. Durch den geringen Raum, muss er meist unter Druck agieren und die Flucht nach vorne suchen. Insbesondere Timo Perthel fokussiert dazu mit seinem Tempo und seiner Dynamik Flügeldurchbrüche, wobei ihn der linke Sechser und der linke Flügelspieler als Kombinations- und Gegenpressingpartner unterstützen. Auch gegen den Ball rückt er offensiver nach vorn. Da der linke Flügelspieler oft bis auf die Innenverteidiger des Gegners vorschiebt, muss er bei einer erfolgreichen Verlagerung bis auf den gegnerischen Außenverteidiger vorrücken. Auch hierzu wird ein hohes Tempo mit gutem Timing benötigt.
Stefano Celozzis Aufgabe auf der rechten Seite ist vielfältiger und somit taktisch anspruchsvoller: Entweder er attackiert mit diagonalen Dribblings den Raum hinter der ersten Pressinglinie des Gegners oder er zirkuliert weiter. Seine Rolle ist vergleichbar mit der des linken Innenverteidigers. Er muss im Pressing mehr in Richtung Zentrum verteidigen, da er am Flügel mit Onur Bulut meist eine emsige Unterstützung genießt, jedoch aufgrund der nach links verschobenen Doppelsechs teilweise viel Raum vor sich hat.
Kompromisse sind nicht sein Ding von Stephan Kottkamp
Auf der linken Außenbahn wird gerannt, gekämpft, gegrätscht und der Rasen umgegraben. Timo Perthel, der Mann mit der eintätowierten 24 im Nacken ist ein Kampfschwein wie es im Buche steht. Sein Zweikampfstil ist kein Ausdruck von Diplomatie, vielmehr geht der ehemalige Braunschweiger kompromisslos zur Sache und beackert seine Gegenspieler bis an die Grenzen und darüber hinaus.
Da Timo Perthel sehr hoch steht, ist es wichtig, dass er in der Rückwärtsbewegung aufmerksam ist. Im Vergleich zur Vorsaison zeigte er sich in der Vorrunde in diesem Punkt stark verbessert. Seine Vorstöße bis zur Grundlinie und die gut platzierten Flanken haben mehr als ein Mal zu Toren geführt. Einen Außenverteidiger mit solchen defensiven und offensiven Qualitäten im Kader zu haben, ist ein großer Glücksfall. Bleibt zu hoffen, dass Perthel gesund bleibt und nur selten gesperrt ist.
Denn mit Giliano Wijnaldum steht ein Spieler als Backup zur Verfügung, der seine Tauglichkeit noch nicht unter Beweis stellen konnte. Daher stellte Verbeek seine Viererkette sogar so um, dass Bastians nach außen rückte und Perthel dort vertrat.
Ti amo, Stefano! von Tom MacGregor
Neben Fabian ist Celozzi für mich einer der entscheidenden Spieler der Hinrunde im Bereich Verteidigung. Stefano Celozzi ist ein Künstler, der Ball ist sein Freund. Für mich ist er der Spieler der Hinrunde vor Haberer, Terrazzino oder Terodde, denn er war so konstant genial als Außenverteidiger, dass ich oft dachte, der ist erste Liga, nicht zweite Liga. Leider denkt er das auch. Ich fürchte, er geht mit Simon im Sommer zu einem Erstligisten, wird schwer sein, den Ballvirtuosen zu halten.
Ja, es stimmt, er hatte auch 2-3 schwächere Spiele, aber in denen war das Team insgesamt schwach. Er gewann nicht nur seine Zweikämpfe, Celozzi löste seine Aufgaben am Ball unter Druck immer ruhig und hatte keine Angst zwei bis drei Spieler des Gegners auszutanzen und noch sicher abzuspielen. Mit ihm und Perthel haben wir starke Außenverteidiger auch in der Spieleröffnung.
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