Für Terodde wurde Pauli-Keeper Himmelmann zur Chancen-Hölle
Auch wer an die Möglichkeit des Unmöglichen glaubt und den VfL auf den Spuren des legendären „Eddy the Eagle“ wandeln sieht, dürfte seit heute Mittag komplett desillusioniert sein. Der blau-weiße Eddy müsste nach der ärgerlichen Niederlage am Millerntor so famos fliegen wie Sven Hannawald anno 2002. Doch wer gegen St. Pauli derart viele und gute Chancen vergibt, braucht sich am Ende des Tages nicht beschweren, wenn er mit leeren Händen nach Hause fährt und den Nürnberger Ausrutscher in Karlsruhe nicht ausnutzen konnte. Zu allem Übel erlitt Patrick Fabian mutmaßlich eine schwere Knieverletzung.
Tolles Wetter, prima Stimmung und zwei Klassemannschaften, die sich unter der Leitung des erstklassigen Schiris Florian Maier eine bundesligataugliche Auseinandersetzung lieferten. Die Zuschauer sahen eine Partie, in der es der VfL in der 1. Halbzeit versäumte, ein halbes Dutzend hochkarätiger Chancen zur Führung zu nutzen. Es machte richtig Spaß, dem VfL und insbesondere der Offensivabteilung zuzuschauen.
Alleine Simon Terodde hatte vor dem Seitenwechsel drei Mal die Möglichkeit, den Paulianern das 16. Zu-Null-Spiel zu verderben. Höhepunkt war eine dreifache Chance, die Terodde, Eisfeld und Terrazino ungenutzt ließen. Doch ein ums andere Mal stand der starke Pauli-Keeper Himmelmann im Weg und verweigerte dem Leder den Zutritt zum Paradies.
In der 2. Halbzeit präsentierte sich der VfL dann leider von seiner schwächeren Seite. Unzählige schnelle und unnötige Ballverluste ließen die Gastgeber besser ins Spiel kommen. Der VfL verlor jegliche Präzision im Passspiel und so war es nur eine Frage der Zeit, dass St. Pauli die Überlegenheit in Zählbares ummünzte. Picault war es schließlich, der die Bettelei des VfL erhörte und mit seinem Doppelpack für klare Verhältnisse sorgte.
Man muss neidlos anerkennen, dass nicht nur Gertjan Verbeek einen grandiosen Job macht, sondern auch sein heutiges Gegenüber. Der Zettel-Liebhaber Ewald Lienen hat aus einem Abstiegs- einen Aufstiegskandidaten geformt, der auf einem sehr hohen Niveau angekommen ist. Vor elf Monaten war der VfL mit 5:1 verprügelt worden, diesmal ging es enger zu und glimpflicher aus. Trotzdem war die Niederlage heute unnötig. Es gab genügend Chancen, Tore zu erzielen und schon früh die Weichen in Richtung Auswärtssieg zu stellen.
Umso ärgerlich, da zeitgleich der 1. FC Nürnberg in Karlsruhe verlor und der Abstand auf Platz 3 somit hätte verkürzt werden können. Sechs Punkt in vier Spielen? Wären machbar gewesen! Erfreulich am Rande: 3.000 Bochumer Schlachtenbummler brachten dem VfL diesmal die von Gertjan Verbeek beklagte Wertschätzung entgegen und feierten ihr Team selbst nach dem 2. Gegentreffer.