0

Späte Tore im Pokal: Lust oder Frust?

Jubel_Klautern
Pokalerinnerungen von anno dazumal
Nach dem knappen, aber überzeugenden Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern (Foto) steht der VfL heute Abend im DFB-Pokal-Achtelfinale den Münchner Löwen gegenüber. Bevor die Partie um 20.30 Uhr in der Münchner Arena angepfiffen wird, blicken die Blogger Stephan Kottkamp (Castroper Straße 145) und Tom MacGregor (Commando Bochum) auf zwei denkwürdige Pokalabende zurück. Sie berichten aus ihrer Erinnerung von unbändiger Freude und gnadenlosem Frust.
 
Stephan Kottkamp
Wenn ein Pokalspiel des VfL mit 5:4 endet und der entscheidende Treffer erst kurz vor dem Abpfiff fällt, geht der Realist davon aus, dass es gegen seinen Lieblingsverein gelaufen ist. Nicht so im Winter 1999. Am 1. Dezember trat der VfL im Achtelfinale gegen Bundesligist VfL Wolfsburg an.
 
Es war die Saison nach dem erneuten Abstieg in die 2. Liga und dem Ende von Klaus Toppmöllers Zeit in Bochum. Toppis Nachfolger wurde der zu Recht vergessene Ernst Middendorp, der nach dem 9. Spieltag und einem 2:6 gegen Tennis Borussia Berlin in hohem Bogen rausgeworfen wurde. Middendorp wurde vorübergehend von Amateur-Trainer Bernard Dietz ersetzt. Und „Enatz“ gelang es, den VfL bis zur Winterpause auf Platz 3 zu führen. Nach dem Willen der Fans sollte er vom Interims- zum Cheftrainer befördert werden („Und wir wollen keinen andern außer Dietz!“), wurde jedoch durch „Katze“ Zumdick in die 2. Reihe zurückgedrängt.
 
Vor knapp 11.000 Zuschauern im Ruhrstadion gingen die Wölfe schnell mit 2:0 in Führung, alles schien so zu laufen, wie man vorher befürchtet hatte. Doch der blau-weiße Underdog schlug zurück. Ein Doppelpack von „Ole, Achim Weber“ sorgte für den Ausgleich noch vor dem Pausenpfiff. Kurz nach dem Seitenwechsel ging der VfL sogar durch einen von Peter Peschel versenkten Foulelfmeter in Führung. Wolfsburg erzielte kurz drauf in Person von Charles Akonnor das 3:3, bevor Yildiray Bastürk nur drei Minuten später das 4:3 markierte.
 
Diese Führung verteidigte der VfL mit vereinten Kräften bis zur 84. Minute. Da entschied Schiedsrichter Lutz Wagner auf Handelfmeter. Entsetzen beim VfL. Als Akonnor vom Punkt zum 4:4 traf, schwante dem VfL-Anhang Böses. Sollte man trotz dieser grandiosen Leistung ausscheiden? Mitnichten! Der an diesem Abend überragende Yildiray Bastürk nahm sich in der 90. Minute ein Herz und erzielte auf sehenswerte Art und Weise das 5:4. Ein denkwürdiger Abend nahm ein gutes Ende und der VfL zog ins Viertelfinale ein!
 
Tom MacGregor
Bochum im DFB-Pokal – klar, da waren die grandiosen Jahre 1968 und 1988, dazu ein cooles Halbfinale 1981 gegen die Bayern, aber da hat man auch ganz viel Elend gesehen. Da war ein Pokalaus in Pforzheim 1990 (?) oder man flog zweimal, sorry dreimal, gegen Alemannia Aachen raus, zweimal scheiterte man gegen Hannover 96, nein, mit Bochum ist man nicht automatisch Favorit auf einen Sieg im Pokalspiel. Ich kann mich an ein Pokalspiel bei Union Berlin erinnern. Es war bitterkalt und Katze Zumdick war unser Trainer, das muss um den Millenniumswechsel gewesen sein. Im Ultrasbus auf nach Berlin, das dauert, wenn man die A2 runtertuckert, das macht Spaß wenn man sich drauf einlässt. 

Wenn man dann nach 8 Stunden Fahrt ankommt, die ganzen Pinkelpausen ziehen sich, wurde man am alten, damals baufälligen Stadion an der Wulheide erst mal zwischen Krüppelbirken durchsucht. Der Ordner im modischen Kurzhaarschnitt gibt sich Mühe und findet mein schottisches Familiensymbol an der Jacke und fragt, was das bedeute? Ich so, ach, ist so eine Familiensache, mein Name auf keltisch. Will nicht wissen, was der gedacht hat. Zu den 30-40 Leuten im Bus (Bo-Showmann, „Starvin“-Marvin, Taischak und Bachmän und und und) gesellen sich 20 neutrale Leute und ein paar versprengte, aber vor allem 150 zugedröhnte Befis. Die mit dem Banner „Opa bei den Nazis, Vater bei der Stasi und ich geh zum BFC“! Also nur die coolen waren im Gästeblock und viel Polizei. Es war auch sehr dunkel. 

Es war dazu kalt, das Spiel läuft und es ist ein mieses Spiel und man friert bitterlich. Die BFC-Berliner stehen doof rum und auch sonst ist die Stimmung der Unioner Feinde überschaubar, die echten Bochumer hätten einen Block von 50 Leuten an diesem Abend, nicht wie diesmal in München von 2000. Doch auf dem eisigen Grün passiert nix. Es bleibt gefühlt ewig 0-0. Bis zur 94. Minute. Mit Lüttich und Mönchengladbach kassieren wir an diesem Tag den Pokal-KO in der allerletzten Minute durch Ernemann oder so. Der Stadionsprecher tobt, die Blicke richten sich gegen Boden. Die Verlängerung war gefühlt schon da. Merde beaucoup.

Nach dem Spiel wird Zumdicks Bus blockiert. Bringt auch nix, 9 Stunden zurück, weil Marvin irgendwo bei Gütersloh das Klo vollgereiert hat. Prost, Mahlzeit. Es gibt so Tage im Pokal, da geht alles schief, das war so einer. Ich glaub es war ein Viertelfinale, wo wir rausgeflogen sind.

Admin

Schreibe einen Kommentar